Der Name der neu zu bildenden Kirchengemeinde Havelse war hinsichtlich der uns bekannt gewordenen Ansicht der Landeskirche in der KV-Sitzung vom 18.03.1963 noch einmal Gegenstand eingehender Überlegungen mit dem Ergebnis, an dem einhellig gefaßten Beschluss vom 7. Januar 1963 festzuhalten und das Landeskirchenamt zu bitten, dem Namen „Ev.-luth. Versöhnungskirchengemeinde Havelse" zuzustimmen.
Für die Namensgebung einer ev.-luth. Kirchengemeinde erscheint uns wesentlich:
Der Hinweis auf die christliche Verkündigung,
der Bezug auf die örtlichen Gegebenheiten,
eine möglichst kurze, dem Verständnis der breiten Öffentlichkeit zugängliche Form.
Ein Namenspatronat halten wir für die ev.-luth. Kirche nicht für unbedingt erforderlich, da der eigene Schirm- und Schutzherr der Kirche der Dreieinige Gott selbst ist und bleibt, der die Kirche gestiftet hat, unter dessen Herrschaft wir auch unsere neue Kirchengemeinde stellen wollen. Zwei Gründe ließen uns die Wahl eines biblischen Namens nicht für ratsam erscheinen:
a) die verwirrende Fülle der bereits im Sprengel Hannnover vorhandenen Namen solcher Art;
b) die dem heutigen Menschen nicht mehr ohne weiteres zugängliche Bedeutung solcher Namen (anders als z.Zt. unserer mit der Bibel vertrauten Vorfahren oder gar der Zeitgenossen der Bibel, die den Wortsinn eines Namens aus der Kenntnis der Sprache heraus erfaßten).
Wenn wir das Wort „Versöhnung" für den Namen der neuen Gemeinde wählten, so war das nicht das Ergebnis langer Überlegungen und Diskussionen, sondern wir empfingen diesen Namen sozusagen als Geschenk, das einem zuteil geworden war und sofort allen einleuchtete und einhellig angenommen wurde.
Wir konnten und können nur darüber nachsinnen, welche Gabe und Aufgabe in diesem Wort beschlossen liegt. Das haben wir erneut getan und sehen uns in der Lage, bei dem Namen zu verbleiben. In diesem Namen erscheinen uns die oben genannten Anforderungen im besonderen Maße erfüllt:
Er bezeichnet den Kern des Evangeliums und ist darum eine Freudenbotschaft für die Gemeinde. Er ist weit mehr als nur ein biblischer Begriff. Es steht dahinter die lebendige Wirklichkeit des Dreieinigen Gottes. Nach 2. Kor., 18 - 19 hat Gott in Christus die Welt mit sich selbst versöhnt und das Amt gestiftet, das die Versöhnung predigt. Hier empfängt der Träger des Amtes seine Vollmacht und die Gemeinde den Weg zu Heil und Leben, zu echter Bruderschaft in der Gemeinschaft an Wort und Sakrament.
Das Wort Versöhnung hat einen sehr lebendigen Bezug zur Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde:
Die Tochtergemeinde kann in diesem Wort das Bild der Mutterkirche Marienwerder mitnehmen, mit der sie durch die Jahrhunderte auf das Engste verbunden war: das Bild der Kreuzigungsgruppe am Altar mit Maria und Johannes, die als Empfangende und Hinweisende unter dem Kreuz, dem Zeichen der Versöhnung, stehen; die Bilder in den Fenstern des Chorraumes, die ein Hinweis auf dieses Wort sind, und darüber das Bild des erhöhten Herrn, der das angefangene Werk vollenden wird.
Auch in der jüngsten Geschichte der Gemeinde, in ihrem Wachsen und Streben nach Selbständigkeit, hat dieses Wort eine besondere Bedeutung gewonnen. Nur in der Hinwendung zu dem Herrn, der die Versöhnung gestiftet hat, kann dieses Wort Verheißung und Hinweis für die selbständige Arbeit der Gemeinde werden.
Gegenüber der in Havelse bereits vorhandenen katholischen Corpus Christi Gemeinde kommt das zentrale Anliegen der evangelischen Verkündigung deutlich zum Ausdruck.
Der vorgeschlagene Name spricht in kurzer und allen verständlicher Form den Menschen unserer Zeit an: Mitten in einer Welt des Zerfalls und der Zerrissenheit ist er Aufruf und Wegweisung zum praktischen Handeln im Geist der Versöhnung für alle Gebiete des Lebens.